Atlantik im Wandel

Tiefseesedimente bilden für den Paläo-Ozeanographen ein detailliertes Tagebuch, um die lang- und kurzfristigen Wechsel in der ozeanischen Klimageschichte zu entziffern und zu deuten. Datensätze aus Tiefseekernen liefern die grundlegenden Muster der atlantikweiten Zirkulation und des damit verbundenen Wärmetransports zwischen den Tropen und den hohen Breiten und schließlich dem Ozean und Hemisphären-übergreifenden Kohlenstofftransport.

Während der Eiszeit war das Europäische Nordmeer im Sommer eisfrei, was bei Stürmen eine höhere Verdunstung zur Folge hatte. Dieser Befund der Kieler Paläoklima-Forscher ist von Bedeutung für das Anwachsen der großen Eisschilde in Nordeuropa. Die Tiefenwasserbildung fand wie heute im Europäischen Nordmeer statt.

Das Klima war weitgehend instabil während der Eisschmelze vor etwa 17.000 Jahren, als leichte, salzarme Wassermassen aus zahlreichen, riesigen, immer wieder auftretenden Eisbergen von den nordhemisphärischen Eisschilden über einen längeren Zeitraum die Tiefenwasserbildung verhinderten (genannt HEINRICH I bis VI-Ereignisse) und/oder die normalen Oberflächen-Strömungen des Nordatlantiks umlenkten.

Nach der letzten Eisschmelze vor 10.000 Jahren wurde die jüngste Erdgeschichte, das Holozän, durch eine auffallende Klimastabilität geprägt. Diese Stabilität hat wesentlich die Entwicklung der menschlichen Zivilisation in ihrer heutigen Form ermöglicht.

Die geowissenschaftlichen Archive deuten auf eine kommende Eiszeit hin. Dagegen bewirkt der vom Menschen induzierte CO2-Anstieg in der Atmosphäre durch die Verbrennung fossiler Kohlenwasserstoffe eine globale Erwärmung. Diese Gegensätze könnten zu einer immer stärker werdenden Instabilität des Weltklimas führen.